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Erinnerungen an den 13. August von Johannes Wurms

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Bild zur Meldung: Foto J. Wurms

Erinnerungen an den 13.August 1961

 

Damals war ich gerade zehn Jahre alt. Es waren Ferien und mein Vater fuhr mit den älteren Geschwistern nach Ratzeburg zu meinem Onkel. Dort kamen auch noch die im Westen  lebenden Geschwister dazu. Der Onkel – Hans Wurms – war damals Rektor des Ratzeburgers Alumnates und sie  verbrachten die Ferien mit Segeln und Rudern auf dem Wasser. Die Schule besaß Ruderbote und auch ein Segelboot. Sie war die Keimzelle des legendären „Ratzeburger Achter“, der mehrfach Weltmeister wurde. Meine Mutter hielt zu der Zeit nichts von solchen „Aktivurlauben „wollte mich zu einem Besuch meines Großvaters mitnehmen nach Westberlin. Kaum dort angekommen bekam ich eine heftige Grippe mit Fieber und allem was dazugehört. Um meinen Großvater zu schützen, der schon betagt war, wurde ich quasi isoliert und in ein Zimmer ganz oben in dem großen Mietshaus einquartiert, was meinem Großvater gehörte. Zweimal die Woche fand vor dem Haus ein Wochenmarkt statt und ich sah an  den Obstständen zum ersten Mal die riesigen Bananenstauden und riesige Berge von Apfelsinen. An einem der letzten Tage in Westberlin nahm mich meine Mutter mit zum Einkauf in das bekannteste Kaufhaus dem KADEWE . Ich hatte keine Lust mehr in den Sachen herumzukramen, von denen wir uns ohnehin kaum etwas leisten konnten und wollte lieber Rolltreppe fahren. Es kam wie es kommen musste, ich verlor meine Mutter aus den Augen und irrte durch das Kaufhaus. Sie ließ mich dann noch per Lautsprecher ausrufen. Eine Verkäuferin dachte sich wohl, dass die Beschreibung auf mich passen würde und gab mich im Fundbüro ab. Gefühlte ewige Zeit saß ich da zwischen vergessenen Schirmen und Taschen.  Am 12.August fuhren wir wieder mit dem Zug zurück nach Luckau. Mein Vater und die anderen Geschwister waren schon da und erzählten von ihren Erlebnissen: Mein Bruder war in einer Nacht aus einem Doppelstockbett  gefallen und hatte riesige blaue Flecke. Also auch nicht so schön…..

Es war üblich bei uns morgens, mittags und abends das Radio anzustellen und man hörte gemeinsam die Nachrichten meistens SFB. Ich sehe noch, wie meiner Mutter die Farbe aus dem Gesicht wich, als sie hörte die Grenze ist zu, sie kreidebleich anfing Koffer zu packen. Man muss sich vorstellen das war die Generation, die zwei Weltkriege bewusst miterlebt hat. Schon einmal 1945 musste sie auf sich gestellt mit vier Kindern unvorbereitet die Flucht aus Pommern antreten. Jetzt war die politische Situation auch sehr brenzlig und keiner wusste, wie das ausgehen wird. Fortan ging die „Mauer“ 28 Jahre quer durch die Familie. Drei Geschwister und alle Verwandtschaft im Westen, drei Geschwister und Eltern hier. Scheinbar unumkehrbar und ewig! Denkt man…..

 

 

Johannes Wurms

Wehnsdorf

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