Kirche Walddrehna
Die Kirche ist im Grundriss ein rechteckiger Feldsteinbau mit halbrunder Apsis. Am Westgiebel ist ein auf zwei Säulen ruhender und im Grundriss quadratischer Turm vorgelagert, der in seiner beeindruckenden Bauweise unsere Kirche zu einem der bedeutendsten Baudenkmäler der Niederlausitz macht. Der Unterbau ist durch hohe Spitzbogenarkaden aus Feldsteinmauerwerk errichtet und gleicht einer offenen Vorhalle. Gekrönt wird der Turm durch einen aus Backsteinmauerwerk errichteten achtseitigen, pyramidenförmigen Helm, der als Glockenträger dient. Ebenfalls bedeutend ist die als Schweifhaube ausgeführte Verdachung der Apsis.
Die Erschließung des Gebäudes wird durch das Hauptportal unter dem Turm und einer weiteren Tür an der Südseite der Kirche ermöglicht.
Die Innenausstattung der Kirche wird beherrscht von einem barocken, durch aufwändige Schnitzereien verziehrten Bretteraltar aus dem späten 17. Jahrhundert. Aus der gleichen Zeit stammt auch die Kanzel in der Südostecke des Kirchenschiffes. Diese war wahrscheinlich eine Stiftung einer Dorfbewohnerin, da der Bilderzyklus den Weg einer Frau von der Leichenfeier bis zum Jüngsten Gericht darstellt. Eine im Westen bis zu einem Drittel in das Schiff hineinragende Empore ist auch Standort der im 19. Jahrhundert installierten Uibe-Orgel. Ein Taufengel, der an einer Winde befestigt ist, kann gehoben und gesenkt werden und schwebt zentral im Kirchenraum. Ein sehr bedeutendes Ausstattungsstück ist eine Holzfigur, die Jakobus den Älteren darstellt, erkennbar an der Jakobsmuschel an seinem Pilgerhut.
Ein Zeichen für Pilgertätigkeit findet sich auch an den südlichen Gebäudeecken, denn dort sind sogenannte Näpfchen vorhanden. Diese Näpfchen sind kleine Vertiefungen, die mit Hilfe von Münzen in das Mauerwerk gebohrt wurden um geweihte Elemente der Kirche als Glücksbringer bei sich zu tragen.
Die Geschichte der Kirche geht wahrscheinlich bis in das 13. Jahrhundert zurück. In der ersten Bauphase wurde die Kirche wohl als einfacher rechteckiger Bau errichtet. Nach der wahrscheinlichen Zerstörung durch die Hussitenkriege zwischen 1430 und 1436 wurde das Gotteshaus wiedererrichtet und eine halbrunde Apsis angefügt. Desweiteren wurden die Öffnungen im Stil der Gotik (spitzbogig mit aufwendigen Profilsteinen aus Backstein) überformt. Später wurden auch die Spitzbogenarkaden und der Glockenträger auf die Feldsteinsäulen aufgesetzt. Welche Rolle die Feldsteinsäulen vorher gehabt haben, die höchstwahrscheinlich aus der ersten Bauphase stammen, ist leider noch ungeklärt.
Das komplette Gebäude wurde wohl im 16. Jh. verputzt und durch rote Fugen wurde ein Sandsteinmauerwerk imitiert, welches das Gebäude aufwerten sollte. Spuren dieser Reste sind noch an der Südseite des Kirchenschiffes und in den Laibungen der Spitzbogenarkaden deutlich erkennbar. Über den beiden Portalen befindet sich in gleicher Technik hergestelltes Maßwerk in Form eines ca. 1,5m im Durchmesser großen Rosettenfensters.
Ein Besuch dieses Kleinods mittelalterlicher Baukunst ist unbedingt empfehlenswert.
Schlüssel und Anmeldung bei:
Familie Terno, Walddrehna Hauptstr. 24